Pferde müssen entwurmt werden, das ist klar. Doch muss es immer eine Breitbandentwurmung & Chemie sein? Unsere Antwort: Nein. Wir müssen unseren Vierbeinern keine regelmäßigen chemischen Hämmer verpassen. Die Alternative ist die “selektive Entwurmung” – Warum diese sinnvoll ist und wie du dein Pferd allgemein unterstützen kannst, wenn “der Wurm drin ist”, erfährst du hier! 👇
Selektive Entwurmung - Inhaltsverzeichnis
Nachteile der strategischen Entwurmung
Eine strategische Entwurmung bedeutet die Gabe von Breitband-Entwurmungsmitteln, die “strategisch” = z.B. 4x im Jahr verabreicht werden. Dieses Entwurmungsschema wurde in den 1960er Jahren aufgrund einer Vielzahl von Wurmbefall bei Pferden eingeführt. In erster Linie war dieses Schema aber nur auf die Bekämpfung der “großen Strongyliden” (= Strongylus vulgaris, Strongylus edentatus und Strongylus equinus) ausgelegt. In den 80er Jahren wurde diese Art zu entwurmen aber leider unkontrolliert und nicht mehr hinterfragt und auch für die Bekämpfung der “kleinen Strongyliden” sowie aller anderen Endoparasiten (z.B.: Spulwürmer, Bandwürmer, etc.) der Pferde angewendet.
Festgelegt wurde eine Entwurmung 4x jährlich, die im “Gießkannenprinzip” alles vernichten soll, was sich so im Verdauungstrakt des Pferdes angesiedelt hat.
Was ist dann passiert?
Würmer und Parasiten sind Lebewesen, die sich anpassen und so hat sich eine große Resistenz gegen die Entwurmungsmittel gebildet, die durch die regelmäßige Gabe entstand.
Nachteile der strategischen Entwurmung
- Führt zu Resistenzen der Würmer gegen die Entwurmungswirkstoffe
- Belastet die Leber des Pferdes durch die Chemikalien
- Belastet den Verdauungstrakt des Pferdes und dadurch auch die Immunabwehr
- Nebenwirkungen werden nicht hinterfragt
Was ist eine selektive Entwurmung?
Ganz einfach – eine selektive Entwurmung hat das Ziel, nur dann zu entwurmen, wenn auch tatsächlich ein Wurmbefall vorliegt. Macht Sinn, oder?
Hierbei werden 4x im Jahr Kotproben genommen und auf Parasiten wie Magen-Darm-Strongyliden (MDS), Spulwürmer, Pfriemenschwänze und Bandwürmer geprüft. Geprüft wird zwischen April und November. Der Pferdekot wird dabei u. a. auf die Anzahl der Eier pro Gramm (EPG) MDS untersucht. Liegt dieser Wert über 200 EPG oder wird ein Befall mit anderen Darmparasiten nachgewiesen, wird das Pferd entsprechend (d.h. mit dem passenden Mittel) entwurmt.
Wendet man das selektive Verfahren an, sollte 14 Tage nach Entwurmung eine erneute Kotprobe in das Labor geschickt und überprüft werden.
Geht die Prüfung auch über das Blut?
Im großen Blutbild erkennt der Arzt erhöhte Blutwerte bei Wurmbefall. Dies betrifft die eosinophilen Granulozyten. Sie bieten aber keine eindeutige Diagnosebasis für einen Wurmbefall und daher ist die Kotuntersuchung der einzig nachweisliche Weg, einen Wurmbefall festzustellen.
👉 Vorteile der selektiven Entwurmung
- Entwurmung nur, wenn auch tatsächlich ein Wurmbefall vorliegt
- Es gibt eine Wirksamkeitskontrolle nach der Behandlung
- Wirkstoffresistenz geht zurück
- Es werden bei einer Entwurmung nur die notwendigen Wirkstoffe verwendet
- Das Pferd hat mit weniger Medikamenten im Körper umzugehen
- Die Umwelt wird geschont
- Umfassende Dokumentation über Jahre hinweg
- Systematische Behandlung von Hochausscheidern, hierdurch Senkung des Wurmdrucks für den ganzen Bestand
💩 Kotprobe einsenden – Tipps!
- Kotproben sollten immer frisch eingeschickt werden. Je nach Anbieter, sammelst du an drei aufeinanderfolgenden Tagen etwa walnussgroße Kotproben, die in den mitgelieferten Behältern des Wurmtests für Pferde gelagert werden.
- Orientiere dich am besten an den folgenden Monaten zum Wurmtest: Februar/März (vor dem ersten Weidegang) Juni August November (zum Aufstallen)
- Optimal sind 2 – 8 °C (z.B. Keller, Kühlschrank) zum Aufbewahren
- Angabe der Wurmpasten oder –mittel, welche in den letzten 12 Monaten eingesetzt wurden, mitsenden.
Welche Würmer kann man im Kot erkennen und welche nicht?
Es lassen sich nicht alle Würmer über den Kot feststellen. So lassen sich z.B. Spulwürmer, Bandwürmer & Zwergfadenwürmer wenn, dann nur in den ersten 6 Stunden im Kot nachweisen. Die Symptome wären hier aber zu erkennen, durch Kolik, Abmagerung, Atemwegsbeschwerden etc.
Alle anderen wie die großen Strongyliden (Strongylus vulgaris / equinus / edentatus), kleine Strongyliden (Strongylinae u.a.) & Spulwürmer sind im Kot zu erkennen und dann mit dem entsprechendem Mittel zu behandeln.
Es gilt hier also, achtsam und aufmerksam mit deinem Vierbeiner zu sein, Veränderungen zu bemerken & den Gesundheitszustand im Auge zu behalten 🙏
Was tun, um einen Wurmbefall vorzubeugen?
- Koppel, Stall, Box, Auflauf sauber halten und regelmäßig (täglich) misten und abäppeln
- kein schimmliges Futter oder Fertigfutter mit synthetischen und schädlichen Zusatzstoffen verfüttern
- ausreichend Bewegung ermöglichen
- Stresshafte Situationen vermeiden wie Transporte, Umstellungen usw.
- Das Immunsystem sollte gestärkt werden und eine optimale Ernährung mit allen notwendigen Mineralstoffen und Vitaminen sollte gegeben sein
- ein organisches Mineralfutter verwenden, wichtig hier vor allem Zink auf hochwertiges und hygienisch
- einwandfreies Heu / Stroh achten ggf.
- Magen-Darm-Beschwerden beseitigen
Eine natürliche & artgerechte Ernährung sind wirklich das A & O! Denn das Immunsystem liegt zum größten Teil im Darm.
Gesunde & vielfältige Rezepte für eine ausgewogene & natürliche Ernährung für deinen Liebling, findest du im Kochbuch für Pferde! 💚
Wie bemerke ich ob mein Pferd mit Würmern befallen ist?
Folgende Symptome können bei einem Wurmbefall auftreten:
- Verdauungsstörungen, Durchfall und Koliken
- Abmagerung
- schlechtes Haarkleid
- aufgeblähter Bauch
- bei starkem Befall befinden sich Würmer in den Pferdeäpfeln
- schlechter Allgemeinzustand
- Verminderte Leistung
- Kolik
- Husten
Kann ich natürlich entwurmen?
Liegt ein leichter Befall vor, kann man mit wurmtreibenden Mitteln versuchen, den Befall in den Griff zu bekommen und nach 4 Wochen eine Nachkontrolle machen.
🌿Natürliche wurmtreibende Mittel sind z.B:
Hagebutte, Kokosflocken, Thymiankraut und frisch geriebene Meerrettichwurzel (Thymian & Meerettich nicht bei empfindlichem Magen)
Um den Verwurmungsdruck generell zu mindern, kannst du das ganze Jahr über immer wieder mal wieder Kräuter wie Knoblauch, Kokosraspeln, Walnussblätter, Zimt, Pfefferminze, Ingwer, Wermutkraut, Anis, Fenchel und Thymian anbieten.
Bei einem akuten schwerem Befall würden auch wir eine chemische Wurmkur empfehlen und das Immunsystem & die Darmflora nach der Entwurmung wieder auf Vordermann bringen durch Bierhefe und Mash mit gekochten Leinsamen & Weizenkleie und Kräuter wie Sanddorn & Sonnenhut.
Mehr Kräuter die den Verdauungsapparat & das Immunsystem so richtig pimpen, findest du im Kräuterguide für Pferde! Denn ein gesunder Darm & gute Immunabwehr macht den Vierbeiner allgemein weniger anfällig für Würmer.
Fazit - Selektive Entwurmung
Eine selektive Entwurmung schont die Gesundheit deiner Fellnase und die Umwelt. Wir brauchen unsere Pferde nicht prophylaktisch mit Chemie vollpumpen, sondern können mit Sorgfalt und einer bewussten Entscheidung, wie durch die selektive Entwurmung, mehr Verantwortung übernehmen.
Die Mischung macht´s!
Neben einer selektiven Entwurmung spielen also weitere Faktoren eine Rolle um den Wurmdruck niedrig zu halten.
Es ist neben einer sorgfältigen Stallhygiene vor allem auch eine natürliche & vielfältige Ernährung, denn ein starkes Immunsystem kann mit Parasiten besser umgehen! Zudem können wir unsere Vierbeiner mit Kräutern von Mutter Erde unterstützen um dem Wurmdruck niedrig zu halten.
Im Kräuterguide für Pferde findest du 70 Heilkräuter, die dein Pferd in seinem Immunsystem, Verdauungstrakt uvm mehr unterstützen um Parasiten & Würmern keine Chance zu geben!
Deine Anne & Nico von Team Pferde-Freundschaften 🐴❤️